Die Urologie wird im Medizinstudium wenig behandelt. Doch das Fach ist facettenreich und bietet gute Möglichkeiten, sich weiter zu spezialisieren. Dr. Jesco Jungklaus praktiziert als Urologe und Androloge in Düsseldorf.
Es ist ein ganz normaler Nachmittag in der urologischen Gemeinschaftspraxis am Wehrhahn im Zentrum von Düsseldorf. Wer hier im Wartezimmer sitzt, hat vermutlich akute Beschwerden. Ob aus Scham oder Angst vor einer unangenehmen Untersuchung: Diesen Facharzt sucht in der Regel nur auf, wenn es nicht anders geht. Etwa wenn ein Harnleiterstein schmerzhafte Koliken verursacht. Oder wenn die Blase heftig entzündet ist, mit Blut im Urin. „Männer und Frauen mit solchen Beschwerden haben einen hohen Leidensdruck. Häufig können wir ihnen schnell und effektiv helfen“, sagt Dr. Jesco Jungklaus, der die Praxis gemeinsam mit drei Partnern betreibt. „Als Urologe hat man viele dankbare Patienten.“ Mit der richtigen Schmerztherapie ist die Kolik schnell beseitigt, der Infekt mit einem Antibiotikum bald besiegt.
Das gute Gefühl, Patienten direkt helfen zu können, ist aber nur ein Grund, weshalb sich Jungklaus für dieses Fach entschied: „Bei meinem zweiten Staatsexamen war die Urologie zufällig Prüfungsthema. Ich habe beim Lernen gemerkt, dass das Gebiet sehr reichhaltig und interessant ist.“ Was die Theorie versprach, bestätigte sich in der Praxis. „Als Urologe kann man Patienten umfassend behandeln. Anamnese, Diagnostik, Therapie mit verschiedenen OP-Techniken, Hormon- oder Chemotherapie bei Krebs – alles liegt in der einer Hand. Man kann sich fachlich je nach Interesse weiterbilden und spezialisieren.“
Dr. med Jesco Jungklaus studierte Medizin in Marburg und Wien. Als Assistenzarzt arbeitete er ab 1999 erst in der Urologie am Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg, wechselte dann an die Kliniken Maria Hilf nach Mönchengladbach, wo er 2004 seinen Facharzt machte. In einer urologischen Gemeinschaftspraxis im Kempen am Niederrhein arbeitete Jungklaus zwei Jahre als angestellter Arzt, bevor er 2008 eine Einzelpraxis übernahm. 2012 gründete er mit drei Kollegen eine überörtliche urologische Gemeinschaftspraxis mit Niederlassungen in Düsseldorf, Ratingen und Heiligenhaus.
Das Spektrum der Urologie ist so breit, dass Jungklaus sich vor rund sieben Jahren mit drei Kollegen in einer Gemeinschaftspraxis zusammentat, um möglichst viele Verfahren und Therapien anbieten zu können. „Alleine wäre das nicht machbar“, betont der 49-Jährige, der damals bereits fünf Jahre in einer Einzelpraxis gearbeitet hatte. „Jeder Kollege hat ein Spezialgebiet im Bereich Urologie, so dass die Patienten bei entsprechenden Fragestellungen innerhalb der Gemeinschaftspraxis zum Spezialisten gehen können. Zum Beispiel wenden wir seit vier Jahren die Fusionsbiopsie zur Diagnostik von Prostata-Karzinomen an. Für dieses komplexe Verfahren braucht man allein zwei Ärzte.“ Die Kollegen beherrschen zudem unterschiedliche Operationstechniken: ambulante Eingriffe wie Vorhautbeschneidungen oder Sterilisationen sowie stationäre OPs, beispielsweise an Prostata, Harnblase oder bei Nierensteinen, die einer der Praxiskollegen in einer Klinik vornimmt. Die Patienten bleiben dabei in den Händen ihres vertrauten Urologen.
Viele, aber nicht alle Erkrankungen, die in der Praxis behandelt werden, sind Altersleiden. Hodenkarzinome zum Beispiel treten vor allem bei jungen Männern auf. Oft konsultieren diese Patienten Jungklaus oder seinen Kollegen Dr. Dietmar Betz in deren Funktion als Andrologen. Ein unerfüllter Kinderwunsch ist bei zirka 80 Prozent dieser Männer der Anlass, weshalb sie sich bei den Spezialisten vorstellen. Hormonstörungen oder Brustdrüsenvergrößerungen sind weitere typische Probleme, mit denen es die Andrologen zu tun haben. Jungklaus hat die Zusatzqualifikation während und nach seiner Facharztausbildung erworben; heute ist dafür eine gesonderte 18-monatige Weiterbildung nötig.
Beim Andrologen sind Patienten unter anderem richtig, wenn sie ihre Fruchtbarkeit testen lassen möchten oder wenn sie ein hormonelles oder sexuelles Problem haben. Die Zusatzbezeichnung „Androloge“ können nicht nur Urologen erwerben, sondern auch Dermatologen und Endokrinologen. Mehr zur Weiterbildung findest du zum Beispiel auf den Seiten der Landesärztekammer Baden-Württemberg.
Fachwissen ist das eine, was man als Urologe und Androloge braucht. Spezialisten auf diesem Gebiet sollten sich aber auch nicht vor intimen Themen scheuen. „Man darf kein Problem damit haben, mit und am Patienten zur arbeiten“, meint der Facharzt. „Und man muss dem Patienten gut zuhören können, viel Einfühlungsvermögen haben, da der Gang zu uns für viele Patienten mit Ängsten verbunden ist.“
Nachwuchssorgen hat die Praxis, die an drei Standorten vertreten ist, bis dato keine. Neben den vier Partnern sind dort aktuell weitere fünf Urologen in Voll- oder Teilzeit beschäftigt. „Viele Kollegen drängen in die Praxen, auch im Angestelltenverhältnis, was besonders für Ärztinnen interessant ist“, sagt Jungklaus. „Weil wir eine große fachliche Bandbreite in einer attraktiven Stadt anbieten, sind wir für an der Niederlassung interessierte Kolleginnen und Kollegen interessant.“ Für junge Ärzte, die ihre Zukunft in der Selbstständigkeit sehen, hat der Facharzt einen Rat: „Man muss in einer Praxis alles und in der Regel ad hoc entscheiden, was in einer Klinik eventuell erst in Besprechungen oder Gremien festgelegt wird. Allerdings macht das auch den Reiz einer selbständigen Tätigkeit aus. Ich habe erst zwei Jahre als Angestellter in einer Praxis gearbeitet und konnte mich so stetig in die Niederlassung einarbeiten“.