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  • Beruf & Karriere
  • 09.03.2019

Selbst in den USA, als Research Fellow an der Harvard Medical School, war Robert Musmann schnell ernüchtert. Wie heikel es ist, Diagnosen und Patientenfälle mal eben online mit Kollegen auszutauschen, wusste er schon aus Deutschland. Aus seinem Humanmedizinstudium in Hannover, seinen Famulaturen, dem Austausch mit erfahrenen Ärzten. „Aber dass selbst in den Vereinigten Staaten, der Heimat des Silicon Valley, oft Wildwuchs beim Online-Austausch solcher Daten herrscht – das fand ich schon schockierend.“ Sicher: Gerade jüngere Ärzte, in den USA wie in Deutschland, nutzen Instant-Messaging-Dienste wie Whatsapp, den Facebook messenger, Threema oder Signal, um über behandlungsrelevante Inhalte zu kommunizieren. Allerdings bewegen die meisten sich dabei juristisch auf dünnem Eis: „Wer zum Beispiel bei uns ins Europa personenbezogene Daten teilt, ohne sicherzustellen, dass sie nicht auf irgendwelchen Servern in den USA gespeichert werden, der bricht mit seiner ärztliche Schweigepflicht“, so Robert. 

Social Network für Gesundheitsfachleute

Seine Idee, inzwischen in die Realität umgesetzt: Die App Doctorsgate, seit Anfang des Jahres sowohl für iOS als auch Android verfügbar. Ein Social Network, das ausschließlich Gesundheitsfachkräften offensteht. Und in dem all das möglich ist, was die großen, allen zugänglichen Plattformen wie Facebook oder Instagram auch bieten: neue Kontakte zu interessanten Community-Mitgliedern knüpfen, sich private Nachrichten schicken und gegenseitig folgen, im Newsfeed an der Diskussion um Praxisbeispiele aus diversen medizinischen Fachgebieten teilhaben. Anders als viele ihm zufolge rein aufs Messaging konzentrierte Online-Dienste für Ärzte sieht Robert Doctorsgate als „Netzwerk, das die Medizin durch einen besseren und datenschutzkonformen Informationsaustausch grundlegend verbessern kann.“ Sein Ziel: „Die Medizin, so wie wir sie betrachten, als Netz hochqualifizierter Fachkräfte vollständig digital abzubilden.“ Studienergebnisse, Verweise auf Karrieremöglichkeiten, innovative Ideen – für all das soll Doctorsgate eine virtuelle Bühne bieten.
 

Doctorsgate: So funktioniert´s

Wer die App auf sein Smartphone heruntergeladen hat, gibt sein Fachgebiet und seine Arbeitsstelle an oder meldet sich als Medizinstudent an. Um Posts zu kommentieren, selbst Fälle zu teilen und Nachrichten an seine Kontakte zu schicken, muss man sich mit seinem medizinischen Ausweis oder seiner Berufsbescheinigung verifizieren. Außerdem brauchen aktive Nutzer Einverständniserklärungen der jeweiligen Patienten, um Röntgenbilder, Scans, Video- oder Textdateien einzustellen. Die lassen sich ganz einfach per Unterschrift in der App selbst einholen – und können vom Patienten, wie Robert Musmann betont, natürlich jederzeit widerrufen werden. Dann werden alle entsprechenden Inhalte unwiderruflich gelöscht. Doctorsgate empfiehlt Ärzten, auch vom Arbeitgeber eine Einwilligung dafür einzuholen, dass sie Inhalte aus dem Behandlungsalltag in die App einspeisen.    

Anderthalb Jahre etwa hat es gedauert vom der ersten Idee bis zum Going Live. „Schlaf hatte ich eher wenig in der ganzen Zeit“, sagt der Startup-Unternehmer, „zumal ich ja parallel weiter studiert habe“. Immerhin, ganz auf sich alleine gestellt ist er mit Doctorsgate nicht. Die App ist Family-Business, Roberts Geschwister wichtigste Verbündete und Co-Gründer. Seine Schwester, promovierte Juristin, hat praktischerweise ihr Know-how als Expertin für Informationsrecht eingebracht. Bruder Christopher Musmann ist schon seit Jahren als Unternehmer erfolgreich, seine Firma cegom etwa plant Projekte in der internationalen medizinischen Hochschulbildung. Oft unterstützt von Robert, der trotz Studium immer wieder mitmischt beim Entwickeln innovativer Ideen und digitaler Tools. Das IT-Team, das Doctorsgate technisch auf die Beine gestellt hat, haben die Brüder so über mehrere Jahre hinweg gemeinsam aufgebaut. Als externe Unterstützer haben sie außerdem mehrere erfahrene Mediziner eingebunden – und einen renommierten Fachanwalt für IT-Sicherheit und Datenschutz.   

Was nicht datenschutzkonform ist, kommt gar nicht erst ins Netz

Überhaupt, der Datenschutz. Robert Musmann ist hörbar stolz darauf, dass seine Lösung, wie er sagt, „beim Datenschutz den Branchenstandard übertrifft – und dabei noch extrem nutzerfreundlich ist. “ So bietet die App etwa ein einfaches Bildbearbeitungstool, mit dem User der Content Policy von Doctorsgate Genüge tun können. Vor dem Teilen eines Patientenfalls im Newsfeed lassen sich damit zum Beispiel unkompliziert Gesichter unkenntlich machen oder Namen aus Scans entfernen. Vergisst jemand das, tritt laut Robert trotzdem kein Datenschutz-Supergau ein: „Wir löschen automatisch jeden Datensatz für den Newsfeed, der noch personen-identifizierbare Merkmale enthält – der kommt dann gar nicht erst ins System.“ So wird es möglich, besonders interessante oder schwer zu diagnostizierende Fälle mit einer Vielzahl von Experten zu besprechen, ohne die ärztliche Schweigepflicht zu verletzen.

Anders liegt der Fall, wenn etwa ein Assistenzarzt schnell die Meinung seines Oberarzts im Bereitschaftsdienst zu einem aktuellen Fall braucht. „In solchen Fällen ist Messaging mit möglichst genauen Angaben zum Patienten natürlich die bessere Lösung, sofern der Patient zugestimmt hat“, sagt Robert. „Die Direktnachricht, die der User dann verschickt, wird wegen des Datenschutzes aber nach 30 Tagen automatisch gelöscht.“ Ohnehin stehen alle Server, die Doctorsgate nutzt, in Europa, Datenbanken, die Nutzer-Inhalte dauerhaft speichern, gibt es nicht.  

Brand Ambassadors gesucht

Noch ist die Ärzte-Gemeinde, die auf Doctorsgate aktiv ist, klein und fein. Letzteres soll sie nach dem Willen der Musmann-Geschwister bleiben – aber gerne bald wachsen. Dabei setzen sie unter anderem auf ein Netz von Brand Ambassadors, die gegen eine Aufwandsentschädigung für die App werben und spannende Fälle einstellen. Außerdem gehen die Gründer jetzt verstärkt auf mögliche Partner-Einrichtungen unter Kliniken, Praxen und Hochschul-Fakultäten zu. Finanzieren soll sich Doctorsgate langfristig über Marketing-Leistungen wie etwa bezahlte Stellenanzeigen oder medizinische Marktforschung.

Robert Musmann ist überzeugt davon, dass sein Startup Erfolg haben wird. Gerade, weil seine Mitstreiter und er die strengen Regeln etwa der DSGVO für den Datenschutz so ernst genommen haben bei der Entwicklung – und das mit Wissen über die Abläufe im medizinischen Alltag kombiniert haben. „Wir arbeiten nicht nur selbst 100 Prozent datenschutzkonform, sondern unterstützen auch unsere User dabei, den Datenschutz voll zu berücksichtigen. Und zwar so, dass sie das gegenüber ihren Patienten transparent, unkompliziert und ohne Papierkrieg dokumentieren können.“ Ab Mai kann er am eigenen Leib testen, wie das im Klinik funktioniert. Dann beginnt sein eigenes PJ in der Chirurgie. Doctorsgate will er parallel weiter vorantreiben. Der Schlafmangel wird Robert Musmann wohl weiter begleiten.   

  

Du willst dich direkt mit Robert Musmann vernetzen - oder interessierst dich für das Ambassador Programm von Doctorsgate? Er ist als doctor.rob_ auf Instagram aktiv und freut sich über Nachrichten!