Endlich Tierarzt! Warum jetzt noch promovieren?
Jeder Veterinärmedizinstudent zerbricht sich irgendwann den Kopf darüber: Soll, kann, muss ich eine Doktorarbeit schreiben? Eine Entscheidung, die nicht leicht fällt. 50 Prozent aller frischgebackenen Tierärzte entscheiden sich nach Angaben des Bundesberichts Wissenschaftlicher Nachwuchs 2017 für eine Promotion. Die andere Hälfte verzichtet auf den Doktortitel und nimmt nach bestandenem Studium die berufliche Praxis auf. Welcher Weg ist der bessere?
Gründe für eine Promotion
Gründe gegen eine Promotion
Das sagt der Universitätsprofessor
Das sagt der Präsident des bpt
Fazit
Gute Gründe für eine Promotion
Eine Promotion bringt Spaß
Wenn du dein absolutes Lieblingsthema gefunden hast, macht es Spaß sich intensiv damit auseinanderzusetzen. Beim Anfertigen deiner Dissertation lernst du jede Menge neue Fakten kennen, die deinen Horizont als Tierarzt erweitern. Außerdem kannst du die Zeit als Doktorand nutzen, um wichtige Kontakte für deine berufliche Zukunft zu knüpfen.
Mit einer Promotion zeigst du zeigst Biss
Mit einer Promotion zeigst du Durchhaltevermögen und den nötigen Biss, dich weiter zu qualifizieren. Du bist in der Lage, wissenschaftlich zu arbeiten und beweist dadurch zukünftigen Arbeitgebern, dass du ein wichtiges Ziel selbstständig und konsequent bis zum Ende verfolgen kannst.
Dein Marktwert steigt mit dem Doktortitel
Deine Dissertation macht dich zu einem Experten auf einem ganz besonderen Gebiet. Mit dieser speziellen Vorbildung steigerst du deinen Marktwert und hebst du dich bei der Jobsuche positiv von anderen Mitbewerbern ab.
Ansehen und Respekt sind als Doktor garantiert
Auch, wenn du ihn nicht brauchst, um ein guter Tierarzt zu sein: Eine Promotion sorgt für ein gewisses Ansehen und verleiht dir den nötigen Respekt. Schließlich soll es immer noch Tierhalter geben, die glauben, dass du erst mit einem Doktortitel ein „richtiger“ Tierarzt bist.
Mit einer Dissertation winkt ein höheres Gehalt
Der Glanz des akademischen Grades zahlt sich in barer Münze aus. Wenn du beispielsweise eine Karriere in der Industrie, in einem Verband oder als Fachtierarzt machen möchtest, dann ist der Doktortitel nicht nur eine Voraussetzung für eine Anstellung, er beschert dir in der Regel auch ein höheres Gehalt.
Gute Gründe gegen eine Promotion
Du musst für eine Dissertation viel Zeit investieren
Bis zum Abschluss einer Dissertation vergeht viel Zeit. Promovierende in der Veterinärmedizin benötigen im Durchschnitt zwischen 3,5 und 4,5 Jahren!
Es gibt nur kurze, befristete Verträge
Eine Promotion neben der tierärztlichen Tätigkeit auszuüben, das gelingt nur den wenigsten. Die meisten Promovierenden (83 Prozent) sind deshalb an Hochschulen oder in Forschungseinrichtungen beschäftigt. Es handelt sich dabei um befristete Verträge, die oft nur eine sehr kurze Vertragslaufzeit von unter einem Jahr haben. Diese Zeitverträge werden zwar in der Regel verlängert, eine Garantie darauf hat man jedoch nicht.
Dein Karriereplan steht bereits fest
Du willst auf keinen Fall in der Industrie arbeiten und schließt auch eine Professur aus! Wenn deine Lebensplanung bereits genau feststeht und du als angestellter Tierarzt in einer Praxis arbeiten möchtest bzw. den Sprung in die Selbstständigkeit wagst, ist ein Doktortitel entbehrlich.
Gut sein im Job geht auch ohne Doktortitel
Du weißt, was du kannst! Deshalb brauchst du für dein Selbstwertgefühl keinen Titel. Alles was zählt ist, dass du gute Arbeit leistest und bestens mit Tieren und den Besitzern zurechtkommst.
Das Risiko des Scheiterns besteht
Verlässliche Informationen zur Erfolgs- beziehungsweise über die Abbruchquote von Promotionen sind kaum vorhanden. Die verfügbaren Daten weisen laut Verfasser des aktuellen Bundesberichts Wissenschaftlicher Nachwuchs eine Erfolgsquote von 57 Prozent bis 67 Prozent aus. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass 33 Prozent bis 43 Prozent der Promovierenden an ihrer Dissertation scheitern.
Prof. Dr. med. vet. Wolfgang Heuwieser, Freie Universität Berlin
"Tierärzte brauchen nicht unbedingt einen Doktortitel, um in der Veterinärmedizin erfolgreich zu sein. Wer sich nach Ende seines Studiums aber ganz bewusst und gut informiert für eine Promotion entscheidet, der sollte sie auch richtig machen! Dazu gehört, dass man möglichst keine deutschsprachige Monografie schreibt, sondern eine kumulative Dissertation wählt, die sich aus zwei bis drei englischsprachigen Aufsätzen zu einem übergeordneten Thema zusammensetzt. Der große Vorteil ist, dass man dadurch einige zitierfähige Publikationen vorweisen kann, die auch international Beachtung finden. Das ist eine gute Eintrittskarte für Veterinärmediziner, die beispielsweise eine Karriere in der Industrie anstreben oder gerne im Ausland arbeiten möchten."
Dr. Siegfried Moder, Präsident des Bundesverbands Praktizierender Tierärzte e.V.
"Für den Beruf des praktizierenden Tierarztes ist der Doktortitel keine Voraussetzung. Man weist damit jedoch die Befähigung nach, selbständig wissenschaftlich arbeiten zu können. Hat man sich der Forschung verschrieben, möchte in der Industrie oder im staatlichen Dienst, z. B. beim Veterinäramt, arbeiten, ist die Promotion Vorbedingung. Damit man sich diese Möglichkeiten nicht verschließt, ist es durchaus ratsam, nach dem Studium zu promovieren."
Fazit
Eine Promotion ist für die Berufsausübung nicht zwingend notwendig. Rund 50 Prozent der Tierärzte entscheiden sich dagegen und sind auch ohne Doktortitel erfolgreich in der Praxis. Wer sich beruflich noch nicht festlegen will oder eine Karriere in der Industrie oder als Facharzt anstrebt, für denjenigen ist eine Promotion eine Option, die viele Vorteile mit sich bringt.