Nach dem Studium kommt der Job - oder eine Weltreise
Eine Weltreise - wer träumt nicht davon? Tanja S. hat diesen Traum wahrgemacht. Nach dem Medizinstudium hat sie ihren Rucksack gepackt und gemeinsam mit ihrer Freundin und Kommilitonin Katharina S. die Welt erobert. Wir haben mit ihr gesprochen - über ihren ersten Erste-Hilfe-Einsatz als Ärztin über den Wolken, den Verlust der Kreditkarte und die unvergesslichsten Momente on tour.
Tanja, was hat dich daran gereizt, nach dem Studium noch einmal quer durch die Welt zu reisen?
Ich bin schon immer gerne gereist und habe im Studium jede Gelegenheit genutzt, um Famulaturen im Ausland zu machen. Meiner Freundin Katharina ging es genauso. Allerdings standen auf unserer Liste immer noch viele Länder, die wir gerne sehen wollten. Und so ist der Gedanke nach und nach gereift, vor dem Berufsstart noch einmal eine Auszeit einzulegen. Im PJ haben wir dann eine Liste mit Ländern erstellt, die wir unbedingt bereisen wollen - und direkt nach unserem Examen im November haben wir den ersten Flug gebucht.
Hattet ihr eine fixe Reiseroute ausgearbeitet?
Wir hatten eine grobe Reiseroute im Kopf. Fix war aber nur, dass wir in Namibia starten und definitiv einen Stopp in Chile und in Japan machen, weil wir dort Katharinas Schwester und Freunde besuchen wollten. Alles andere hat sich dann spontan unterwegs ergeben. Wir waren fast immer flexibel und wenn wir noch ein paar Tage länger vor Ort bleiben wollten, war das meistens möglich. Das war für uns mit das Wichtigste: dass wir uns nicht in ein enges Reisekorsett schnüren.
Das klingt nach viel Improvisation…
Ja, unbedingt! Wer um die Welt tourt, muss improvisieren können. Und zwar nicht nur bei der Reiseplanung. Wir hatten z. B. geplant, mit einem Mietwagen alleine durch Namibia zu fahren. Die Sache hatte nur einen Haken: Das GPS hat nicht immer funktioniert. Und so sind wir wie zu Omas Zeiten mit einer Landkarte durch Namibia gedüst. Das war eine ganz schöne Umstellung - aber unter dem Strich eine tolle Erfahrung, weil wir der Technik entflohen sind und ganz auf uns gestellt waren.
Was habt ihr sonst Aufregendes erlebt unterwegs?
Wir hatten unseren ersten Einsatz als Ärztinnen über den Wolken. Bei unserem Flug von Kolumbien nach Japan gab es drei medizinische Notfälle. Wir haben zuerst ganz schön geschluckt, als auf einmal die Frage kam: "Ist ein Arzt an Bord?" Bei dem ersten Zwischenfall war ein erfahrener Arzt im Flieger, der übernommen hat. Aber beim zweiten und dritten Mal mussten wir dann ran. Etwas nervös ist man da schon. Aber letztlich ist alles gut gegangen. Wir konnten die Patienten gut versorgen und fürs nächste Mal wissen wir, was auf uns zukommt.
Gab es unterwegs auch Pannen?
In Chile habe ich meine Kreditkarte im Automaten stecken lassen - als ich es bemerkt habe, war sie weg. Das war ein ganz schöner Schock. Und ich war ziemlich erleichtert, als ich später auf der Kreditkartenabrechnung gesehen habe, dass darüber kein Geld abgehoben wurde.
Wie bist du danach an Bargeld gekommen?
Wir hatten noch andere Kreditkarten dabei. Allerdings war das die einzige, mit der ich gebührenfrei Geld abheben konnte. Aber ich hatte dahingehend Glück, dass Katharina für eine Woche zurück nach Deutschland musste. Sie hat mir von dort die neue Kreditkarte quasi als Courier mitgebracht. Meine Beraterin bei der apoBank hat sich total ins Zeug gelegt, damit alles klappt.
Die Aufreger eurer Reise hast du schon erwähnt - was hat dich unterwegs am meisten beeindruckt?
Den einen Favoriten gibt es nicht. Dafür haben wir viel zu viele unvergessliche Dinge erlebt. Besonders beeindruckt haben mich aber die Namib Wüste in Nambia und die Salzwüste in Chile. In der Salzwüste waren wir nach der Regenzeit. Es hatten sich viele Lagunen gebildet, in denen Flamingos Rast gemacht haben. Das war schon imposant. Und auch der Sternenhimmel in Chile war unbeschreiblich schön. Ansonsten haben wir unterwegs viele interessante Menschen kennengelernt, mit denen wir zum Teil auch einige Wochen gemeinsam gereist sind. Dabei sind Freundschaften fürs Leben entstanden.
Wie hat es unterwegs mit der Verständigung geklappt?
An sich sind wir mit Englisch und Spanisch gut zurechtgekommen. Nur in Brasilien mussten wir uns sprichwörtlich mit Händen und Füßen verständigen. Das war zum Teil schon sehr lustig - z.B. als wir einen neue SIM-Karte oder Briefmarken kaufen wollten. Aber letztlich hat auch das geklappt.
Ihr wart knapp vier Monate unterwegs und habt neun Länder gesehen. Wie viel muss man dafür in etwa als Reisebudget kalkulieren?
Die reinen Reisekosten haben sich auf rund 4.000 Euro summiert. Dazu kommen dann noch die Übernachtungskosten sowie natürlich Lebensmittel.
Die Reise liegt jetzt gerade ein paar Wochen hinter dir. Im Juli startest du ins Berufsleben. Wie ist deine Stimmungslage?
Ich bin zum einen ein bisschen wehmütig, dass unsere Reise vorbei ist. Schließlich war das jetzt vorläufig die letzte Möglichkeit, so lange unterwegs zu sein. Im Beruf kann man ja meistens maximal drei Wochen am Stück Urlaub nehmen. Auf der anderen Seite bin ich aber auch voller Vorfreude. Nach sechs Jahren Studium beginnt jetzt ein toller neuer Lebensabschnitt und ich freue mich sehr auf die Arbeit als Ärztin.
Tanjas Tipps für Weltenbummler:
- Bilder regelmäßig in die Cloud hochladen. In Santiago wurde mir mein Handy geklaut - zum Glück hatten wir unsere Fotos von Anfang an immer in der Cloud. Ansonsten hätte ich mich wahnsinnig geärgert. So ist "nur" ein materieller Schaden entstanden.
- Nicht zu viel Gepäck mitnehmen - ich hatte einen 65-Liter-Rucksack dabei mit insgesamt rund 15kg Gewicht. Das ist mehr als genug.
- Eine Auslandsreisekrankenversicherung abschließen - wir haben sie zwar nicht gebraucht und sind außer einer bakteriellen Darminfektion in Kolumbien verschont geblieben. Aber sicher ist sicher.
- Impfungen und Visa unbedingt vorher klären.
Drei Kontinente, neun Länder - die Reiseetappen:
- Namibia - Botsuana - Südafrika
- Brasilien - Argentinien - Chile - Kolumbien
- Japan - Philippinen