Die Partymacher

  • Leben & Finanzen
  • 28.02.2018

Ein bisschen gewundert hat Max Lewandowski sich schon. Allein in einer Menge Germanisten, BWLer und Studenten saßen sie da, er und sein Kumpel Michael Gabel. Außer ihnen war im Wintersemester 2017/18 kein einziger Pharmazie-Student, kein angehender Mediziner mit dabei beim Hochschul-Existenzgründerwettbewerb 5 Euro Business.

Zumindest in Erlangen nicht, wo die zwei im fünften Semester studieren. „Die meisten konzentrieren sich wohl darauf, den Stoff in unseren ziemlich lernintensiven Studiengängen zu bewältigen“, mutmaßt Max. Michael und er aber hatten eine Idee, für die sie ganz andere Kompetenzen benötigen: Eine Partyreihe, organisiert von Studenten für Studenten, professionell aufgezogen – und gerne auch lukrativ für die Macher. Mit Emre Yilmaz und Stefanie Mumber, die Technik-Journalismus studieren, fanden sie schnell Mitstreiter für ihr Projekt im Seminar. Und gründeten wie die echten Profis gleich ein Unternehmen, die Weißkittel GbR.   

Hoher Mädels-Anteil lockt Partygäste an

„Mediziner-Partys sind bei allen Studenten beliebt“, sagt Max. „Allein schon, weil der Anteil an Mädels bei uns so hoch ist – da kommen auch die Maschinenbauer gerne, bei denen Frauen ja eher Mangelware sind.“ Diesen strategischen Vorteil wollte das Vierer-Gespann nutzen, um ein Motto-Partyformat zu etablieren, bei dem alle angehenden Heilberufler der Uni Erlangen als Gastgeber auftreten - eine Weißkittel-Party der Pharmazie-, Zahn- und Humanmedizin- sowie der Psychologie-Studenten. Die Herausforderung dabei: Gerade mal zweieinhalb Monate Zeit blieben der frisch gegründeten Firma zur Vorbereitung, weil die Party unbedingt vor der stressigen Hauptlernphase ab Mitte Januar stattfinden sollte, am 11. Januar 2018.    
 

Also gingen die vier gleich in die Vollen, gestalteten ein Logo, erstellten Facebook-Seite und Instagram-Profil. Sie vernetzten sich mit den Fachschaften, um so früh wie möglich Unterstützer für ihren ehrgeizigen Plan zu gewinnen: „Wir wollten ja nicht irgendeine Party veranstalten, sondern ein Event, das allen im Gedächtnis bleibt“, so Max. Kittel oder Kasack erklärten die vier deshalb für alle Partygäste zur Pflicht. Zudem sollte eine Armada von als Krankenschwestern verkleideten Kommilitoninnen während der Veranstaltung mit Promillemessern ausschwärmen, um den Alkoholpegel der feiernden Meute zu messen. 

Unternehmensberaterin als Wirtschaftspatin

Was am schwierigsten zu organisieren war? „Eindeutig die Location“, meint Max. Der Inhaber des vom Team favorisierten Clubs in der Erlanger Innenstadt zeigte sich zunächst skeptisch. „Da war es sehr nützlich, dass wir eine Unternehmensberaterin als Wirtschafts-Patin hatten, die uns im Hintergrund für Vertragsverhandlungen gecoacht hat.“ Um ausreichend Kapital fürs Marketing im Vorfeld und die Party selbst zu beschaffen, holten Max und seine Mitstreiter außerdem mehrere Sponsoren an Bord: Eine Würzburger Brauerei stellte Bier zur Ausgabe an den Karten-Vorverkaufsständen in der Uni bereit, die apoBank unterstützte finanziell und überließ dem Team eine Fotobox für die Partynacht.

 

 

Die fiel dementsprechend rauschend aus: Über 400 Partygäste feierten mit am 11. Januar, die Weißkittel GbR machte gleich mit ihrem ersten Event Gewinn. Bis 2020 wird das Team, so ist es vertraglich mit dem Club vereinbart, jeweils zwei Weißkittel-Partys pro Jahr anbieten. Max bestärkt das darin, „etwas größer zu denken, die Apotheke als Berufsziel ist für mich nicht so wirklich interessant“. Sehr viel lieber will er sich eines Tages als Unternehmer in der Gesundheitsbranche selbstständig machen, vielleicht mit der Produktion von Medizinprodukten: „Ich würde mehr wünschen, dass auch wir Pharmazeuten im Studium mehr betriebswirtschaftliches Know-how mitbekommen, damit wir für solche Wege besser gerüstet sind“, sagt er. Bis es so weit ist, wird er das Unternehmertum zumindest mit seinem Weißkittel-Team erproben.