7 Dinge, die du im Studium nicht lernst

Leah Kröner in Aktion
  • Beruf & Karriere
  • 14.02.2018

Zu wissen, wie man Karies und Parodontose behandelt, ist das Eine. Doch in der Praxis sind noch andere Fähigkeiten gefragt. Assistenz-Zahnärztin Leah Kröner verrät, was sie aus ihrem ersten Assistenzjahr mitnimmt.

1. Schnell, schneller, am schnellsten

Anfangs machte ich mir Sorgen, dass ich Handgriffe wie Bohren und Schleifen nicht beherrsche. Tatsächlich konnte ich das, was ich an der Uni gelernt hatte, sicher abrufen. Etwas ganz Neues war für mich das Zähneziehen, das hatten wir im Studium nicht geübt: Das hat mir eine der anleitenden Zahnärztinnen mit viel Ruhe beigebracht. Erst war ich in allem viel langsamer als erfahrene Kollegen. Inzwischen habe ich an die 200 Zähne gezogen und mehr als 400mal gebohrt. Mein Arbeitstempo ist jetzt locker doppelt so schnell wie im Studium.

2. Blutiger Anfänger

Ich habe einmal auf dem Röntgenbild eine große Karies übersehen. Und beim Extrahieren habe ich die Zunge eines Patienten verletzt. Solche Fehler kommen einfach vor. Ich habe gelernt, damit umzugehen. Wichtig ist, dass man den Patienten gegenüber ehrlich ist und sie vernünftig über die Risiken aufklärt. Meine Chefs haben sich immer vor mich gestellt, was mir sehr geholfen hat.

3. Patientenklau passiert

Als Neuling bekommst du oft die weniger beliebten Fälle. In der ersten Praxis, in der ich gearbeitet habe, durfte ich zum Beispiel viele Schmerzpatienten behandeln. Ich fand das fachlich nicht so spannend. Auch habe ich erlebt, dass erfahrene Kollegen mir meine Patienten weggenommen haben, als es interessant wurde. Zeitweise fühlte ich mich ausgenutzt und musste das erst mal verdauen.

4. Standhaft sein

Wenn ich es mit schwierigen Patienten zu tun hatte, fühlte ich mich anfangs unsicher. Zum Beispiel, wenn jemand meine Diagnose nicht gelten lassen wollte. Einmal hatte ich einen Herrn auf dem Stuhl, der aggressiv wurde. Er hat mich angeschrien und beleidigt. Da habe ich entschieden, ihn vor die Tür zu setzen. Hinterher zitterten mir die Hände. In diese Verantwortung musste ich erst hineinwachsen.

5. Superbeißer, Superpreis!

Wenn Patienten einen Zahnersatz brauchen, den die Kasse nicht bezahlt, müssen wir Ärzte wie Verkäufer auftreten. Bei solchen Gesprächen kam ich mir erst blöd vor: Die Uni hatte uns darauf überhaupt nicht vorbereitet. Mit der Zeit habe ich mir einiges von Kollegen abgeschaut. Ich versuche immer, den Patienten das Gefühl zu geben: Es geht um sie und nicht darum, dass die Praxis Umsatz macht.

6. Wechseln, wenn’s nicht passt

Meine erste Stelle in einer Gemeinschaftspraxis habe ich nach ein paar Monaten gekündigt, aus privaten Gründen. Jetzt arbeite ich zwar in einer kleineren Praxis, dafür wieder in der Heimat. Ich kann nur jeden ermutigen, der mit seinem ersten Job nicht glücklich ist: Traut euch zu wechseln – es gibt genügend Stellen.

7. Rückenschule

Auch wenn es egoistisch klingt: Ich habe schnell gelernt, es lieber für kurze Zeit dem Patienten ungemütlich zu machen als mir selbst. Immerhin bin ich ja den ganzen Tag am Zahnarztstuhl im Einsatz. Den Stuhl stelle ich so ein, dass ich bequem arbeiten kann, ohne mich zu verbiegen. Vielleicht hat der Patient danach ein wenig Nackenschmerzen, aber dann ist es auch wieder gut.


 

Talent fürs Handwerk

Leah Kröner machte ihr Examen an der Uni Hannover. Seit Februar 2017 arbeitet die 25-Jährige als Assistenz-Zahnärztin in einer Praxis im Raum Osnabrück. Ihr Interesse für Medizin liegt in der Familie: Ihre Mutter ist Hausärztin. Für die Zahnmedizin entschied sich Leah Kröner unter anderem, weil sie in dem Fach ihr handwerkliches Talent einsetzen kann.