Sieben Tipps für angehende Apotheker
Mit seinen 34 Jahren ist Florian Taentzler ein junger Gründer. Seit Anfang 2017 ist der zweifache Vater Inhaber einer Apotheke in Hildesheim.
Nach seinem Pharmaziestudium in Braunschweig arbeitete er in der Forschung und in einer Krankenhausapotheke, später in öffentlichen Apotheken, davon drei Jahre als Filialleiter. Das alles macht ihn zum gefragten Redner bei Karrieretagen der Apothekerkammer Niedersachsen. Für den Verband spricht er regelmäßig mit Pharmaziestudenten, die sich Gedanken über ihre Einstiegs- und Aufstiegschancen machen.
Wir haben Florian Taentzler gefragt, wie realistisch die Vorstellungen vom Apothekerberuf sind, die einige Studenten haben – und wie er versucht, ihnen Mut zu machen. Er nennt sieben Vorurteile, die immer wieder auftauchen, und erklärt, wie er ihnen begegnet.
Den Job fürs Leben gibt es nicht mehr, und das ist etwas Positives. Jeder kann und sollte viele Erfahrungen sammeln. In den vergangenen zehn Jahren habe ich selbst öfter die Stelle gewechselt. Das ist keine verlorene Zeit. Klar, wer sich irgendwann selbstständig macht, legt sich fest. Mir hat es als Gründer Sicherheit gegeben, dass ich davor als Filialleiter Verantwortung getragen habe. Und ich habe nebenberuflich meinen Apothekenbetriebswirt gemacht. Man geht Schritt für Schritt und landet nicht so schnell in einer Sackgasse.
Manche von uns vergleichen ihr Angestellten-Einkommen mit dem in anderen Berufen – zum Beispiel mit Anwälten oder Steuerberatern, die im Lauf ihrer Karriere sehr viel Geld verdienen können. Das ist aber eine falsche Sicht. Es gibt in jeder Branche Leute, die mehr oder weniger erfolgreich sind. Als Apotheker habe ich einen interessanten und gut bezahlten Beruf, ob angestellt oder selbstständig. Und ich kann mich weiter verbessern, als Filialleiter oder als Inhaber. Was man auch nicht vergessen sollte: Unsere Work-Life-Balance ist meistens recht gut. Als Apotheker bin ich außerdem sehr frei, was meinen Wohnort angeht. Ich finde praktisch überall eine Anstellung.
Entgegen aller Hiobsbotschaften, dass uns die Onlinehändler verdrängen, gibt es die öffentlichen Apotheken immer noch. Damit das so bleibt, sollten sich junge Apotheker vernetzen und für ihren Berufsstand einstehen. Leider sehen viele Inhaber einander als Konkurrenten und versuchen, sich gegenseitig Kunden abzujagen. Ich habe mir in meiner Region Verbündete gesucht, die so ticken wie ich und sich für die wohnortnahe Versorgung einsetzen.
Bei einigen stimmt das, andere lassen sich aber mit sinnvollen Argumenten überzeugen. Wir müssen den Kunden klarmachen, was die Billigkonkurrenz im Internet nicht leistet. Wenn jemand mir sagt, dass er Schmerzmittel zum halben Preis online oder im Ausland bestellt, erkläre ich, was das für Nachteile hat: Der Versandhändler steht nicht für die Qualität gerade, zum Beispiel für die Lagertemperatur. Der Paketbote fragt sicher nicht, wie oft und wie viele Schmerztabletten jemand schluckt oder ob er noch andere Medikamente einnimmt. Und abgesehen von Lockvogel-Angeboten zahlen Kunden bei Discountern oft kaum weniger als bei uns.
Natürlich spüre ich eine Belastung. Ich muss jeden Monat meine Kosten decken und meine Mitarbeiter bezahlen. Aber das ist machbar, weil ich meinen Standort sorgfältig ausgewählt habe. Ich habe mir davor viele Apotheken angesehen, ehe ich entschieden habe, dass es passt. Einige Inhaber dachten, dass sich ihre Offizin heute genauso schnell refinanziert wie früher. Ich werde meinen Kredit wohl länger abbezahlen. Aber wenn ich nachts schlecht schlafe, dann nicht deswegen, sondern wegen anderer Fragen, zum Beispiel: Wie geht es weiter, wenn die Politik die Rahmenbedingungen für uns negativ verändert? Man ist in einem stark fremdgesteuerten Markt.
Aus Erfahrung kann ich sagen: Kinder zu haben und selbstständig zu sein schließt sich nicht aus. Aber es ist ein großer Organisationsaufwand. Ich habe genug Mitarbeiter im Team, so dass ich auch mal zu Hause bleiben kann, wenn eines meiner Kinder krank ist. Wer am Personal spart, hat diese Freiräume nicht, dafür aber mehr Liquidität. Das ist eine individuelle Entscheidung. Und eine Frage der Einstellung: Man sollte nicht meinen, als Chef immer da sein zu müssen.
Eine Apotheke zu betreiben, ist ein harter Job. Mein Arbeitstag endet nicht nach acht Stunden. Und wenn mich ein Freund in einem ungünstigen Moment anruft, beklage ich mich vielleicht und sage: ‚Ist alles nicht gerade bombastisch!‘ Aber das hast du in jedem Beruf. Ich halte mich selbst an eine Regel: Niemals aus einem negativen Erlebnis heraus eine Entscheidung treffen. Wenn es Konflikte gibt, lieber noch einmal miteinander reden. Darüber schlafen. Sich ein paar Tage mit etwas anderem befassen.
Damit sollten Gründer rechnen
Wie viel kostet es, eine Apotheke zu übernehmen? Was musst du einkalkulieren, wenn du eine Offizin ganz neu gründest? Die aktuellen Zahlen für 2017, die die apoBank zum Apothekenmarkt erhoben hat, zeigen den Trend: Die Investitionen in Einrichtung, EDV oder Kommissionierer blieben gegenüber 2016 stabil. Teuer geworden ist allerdings das Warenlager, was unter anderem mit steigenden Arzneimittelpreisen zusammenhängt. Neu-Gründer müssen für die Gesamtinvestitionen im Schnitt knapp eine halbe Million Euro einplanen.