8 Tipps fürs Bewerbungsgespräch
Für junge Heilberufler liegen die Jobs auf der Straße? Kommt darauf an: Um sehr begehrte Stellen gibt es einen harten Wettbewerb. Wie überzeugt man seine künftigen Chefs im Bewerbungsgespräch?
Viele Kliniken und Apotheken suchen dringend Nachwuchs. Doch besonders in den Großstädten ist die Konkurrenz um interessante Jobs recht groß. Wer sich zum Beispiel als Arzt auf Neurochirurgie spezialisieren möchte, wird sich nach einem Krankenhaus umsehen, in dem es genug Operationen gibt, um sich angemessen weiterzubilden. Klar im Vorteil ist hier, wer schon einige Semester vor dem Abschluss seinen späteren Wunscharbeitgeber kennt und Kontakte zu den Vorgesetzten hat, zum Beispiel aus dem PJ. Kurz vor dem Examen kann man sich dann wieder in Erinnerung rufen und Interesse an einer Assistentenstelle signalisieren. Deutlich schwieriger kann es für diejenigen werden, die sich gegen Ende ihres Studiums noch einmal neu orientieren – etwa weg von der Orthopädie hin zur Dermatologie, oder weg von der Apotheke hin zum Pharmaunternehmen. Für diese Absolventen ist es besonders wichtig, mit guten Noten und im Bewerbungsgespräch zu glänzen.
Dr. Susanne Frölich-Steffen ist Didaktik- und Rhetoriktrainerin und leitet regelmäßig Seminare der apoBank für Studierende zu Fragen rund um Prüfungen und Gesprächsführung. Hier sind ihre Tipps:
Chefs in spe sehen es gern, wenn Kandidaten in ihren Unterlagen und im Gespräch zeigen, dass sie sich informiert haben. Und das möglichst nicht nur via Internet. Ich empfehle Absolventen, sich zusätzlich vor Ort umzusehen, zum Beispiel im Wartebereich einer Klinik: Kommen dorthin jüngere oder ältere Patienten? Welche zuweisenden Arztpraxen gibt es in der Nähe der Apotheke, bei der ich mich bewerbe? Auch das Prozedere der Bewerbungsgespräche sollte man vorher in Erfahrung bringen, um sich darauf einzustellen. Gerade in der Pharmaindustrie gibt es oft mehrstufige Gespräche oder Assessment Center, die sich über einen ganzen Tag erstrecken können.
Im Vorstellungsgespräch sollte man nicht nur darstellen, was man fachlich kann, sondern auch, wer man ist. Wer den Eindruck vermittelt, seine Bewerbungen nach dem Gießkannenprinzip verschickt zu haben, hat schlechte Karten. Stell dir selbst die Frage: Warum will ich gerade in diesem klinischen Fach oder diesem Forschungsbereich arbeiten? Viele Heilberufler hatten in ihrer Jugend eine Art Erweckungserlebnis, zum Beispiel eine Krankengeschichte in der Familie. Erzähle deine eigene Geschichte.
Um dich auf ein Jobinterview vorzubereiten, kannst du zusätzlich Freunde bitten, ihre Erfahrungen zu teilen: Welche Fragen wurden ihnen gestellt? Bei Fachfragen kommt es den Gesprächspartnern meist weniger auf die perfekte Lösung an. Es geht eher darum, dass du zeigst, wie du im Arbeitsalltag an verschiedene Aufgaben herangehen würdest. Erstelle am besten eine Liste mit den denkbaren Fragen. Du kannst sie allein durchspielen – oder noch besser mit Freunden, die dir direktes Feedback geben.
Viele Bewerber fürchten die Frage nach ihrer „größten Schwäche“. Man will nicht oberflächlich sein, sich aber auch kein Bein stellen. Du solltest es auf jeden Fall nicht bei einem Schlagwort belassen, etwa „Ungeduld“. Erkläre näher, worin sich diese Schwäche zeigt und wie du damit umgehst. Zum Beispiel: „Es macht mich verrückt, wenn ich auf ein Handwerker-Angebot warten muss. Im Job weiß ich aber, dass es nicht schneller geht, wenn ich im Labor fünfmal anrufe und nach einem Ergebnis frage.“
Vor allem Frauen haben Angst vor der Frage nach ihrem Kinderwunsch. Ich rate ihnen, sich in der Antwort nicht zu sehr festzulegen. Im Leben kommt es ohnehin oft anders, als man plant. So oder so solltest du klar machen, dass dir dein Beruf wichtig ist: Wir leben im 21. Jahrhundert und du wirst einen Weg finden, Arbeit und Familie zu vereinbaren.
In den klassischen Heilberufen ist souveränes Auftreten nicht ganz so wichtig wie in der freien Wirtschaft. Die „Performance“ im Gespräch spielt keine dominante Rolle. Ich rate Absolventen, sich nicht zu viele Gedanken über Gestik und Mimik zu machen. Meiner Erfahrung nach kann es sogar von Nachteil sein, wenn ein Bewerber zu perfekt gecoacht ist. Gerade in der Medizin fragt man sich dann eher: Hat der es nötig?
Wenn du Lampenfieber bekommst, denk daran: Auch dein Gegenüber hat einen stressigen Tag. Schließlich möchte er oder sie den perfekten Assistenzarzt oder Apotheker finden und nimmt sich dafür viel Zeit. Versetze dich in die Lage des Chefs und versuche, die Entscheidung für dich so leicht wie möglich zu machen. Durch den Perspektivwechsel bist du nicht mehr so sehr in deiner eigenen Angst gefangen.
Eine Zusage nützt dir wenig, wenn du selbst nicht sicher bist, ob der Arbeitgeber auch zu dir passt. Finde zum Beispiel heraus, welche Aufgaben du genau übernimmst und wie du eingearbeitet wirst. Vielleicht erwarten die Vorgesetzten, dass du vom ersten Tag an vieles eigenständig erledigst. Fühlst du dich bei diesem Gedanken unwohl, bist du anderswo möglicherweise besser aufgehoben. Für jede Bewerbung gilt: Wenn es nicht klappt, kann das auch positiv sein. Arbeitslos wirst du als Heilberufler nicht so schnell.