Was kostet eine Hausarztpraxis?
Niedergelassene Allgemeinmediziner braucht das Land! Doch wie teuer ist eigentlich der Schritt in die Selbständigkeit? Und welche Praxisform liegt in der Gunst der Hausärzte vorn? Antworten gibt die Existenzgründungsanalyse der apoBank.
Wieviel ein Existenzgründer für den Traum von der eigenen Praxis investieren muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Unter anderem spielt die Art der Niederlassung eine Rolle. Mit anderen Worten: Es macht finanziell einen Unterschied, ob du eine Einzelpraxis neu gründest, eine bestehende Praxis übernimmst oder dich in eine Berufsausübungsgemeinschaft einkaufst.
Übernahme einer Einzelpraxis am teuersten
Die höchsten Investitionen fallen bei der Übernahme einer Einzelpraxis an. Diese schlägt durchschnittlich mit 133.800 Euro zu Buche. Enthalten sind hierin die Ablösesumme, die der Existenzgründer an den Abnehmer zahlt sowie Modernisierungs- und Umbaukosten und Investitionen in Neuanschaffungen. Es folgen die Übernahme einer BAG mit 128.700 Euro sowie der Eintritt in eine BAG mit 128.200 Euro. Ersteres heißt, dass du dich mit einem anderen Existenzgründer zusammentust und ihr gemeinsam eine bestehende BAG komplett übernehmt. Letzteres bedeutet, dass du als Existenzgründer einen der bisherigen BAG-Inhaber ablöst.
Natürlich gibt es auch den Fall, dass du als Existenzgründer als zusätzlicher Teilhaber in eine bestehende BAG eintrittst. In diesem Fall spricht man von einen Beitritt in eine BAG. Die Investitionen hierfür belaufen sich durchschnittlich auf 119.100 Euro. Und zu guter Letzt bleibt noch die Option, eine Einzelpraxis in eine BAG zu überführen. Hierfür fallen im Schnitt 105.400 Euro an. Die günstigste Möglichkeit, sich niederzulassen, bietet die Neugründung einer Einzelpraxis mit 104.300 Euro.
Männer investieren mehr in den Traum von der eigenen Praxis
Insgesamt zeigen sich Männer bei der Existenzgründung investitionsfreudiger als Frauen. Sie investieren - unabhängig von der gewählten Praxisform - durchschnittlich 140.700 Euro. Frauen hingegen legen im Schnitt 117.400 Euro für die eigene Praxis auf den Tisch. Das sind knapp 17 Prozent weniger. "Hintergrund ist, dass Männer oft umsatzstärkere Praxen übernehmen und schon durch den höheren Übernahmepreis ein höheres Investitionsniveau erreichen", erklärt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik bei der apoBank.
Übernahme einer Einzelpraxis bei Gründern am beliebtesten
Solltest du später einmal mit der Übernahme einer Einzelpraxis liebäugeln, befindest du dich in bester Gesellschaft: Mehr als jeder zweite Hausarzt (54,4 Prozent) wagt den Schritt in die Selbständigkeit mit einer Einzelpraxisübernahme. Die Gründe hierfür sind vielfältig. "Ein Argument für die Einzelpraxisübernahme ist, dass man einen bestehenden Patientenstamm übernimmt und auch die Praxisabläufe schon eingespielt sind. Gleichzeitig ist man sein eigener Herr und kann die Praxis ganz nach den eigenen Vorstellungen ausrichten", unterstreicht Zehnich.
Neugründungen im Hintertreffen
Die Neugründung einer Praxis ist selten. Zwar hast du hier die Möglichkeit, deinen Vorstellungen von einer idealen Hausarztpraxis komplett freien Lauf zu lassen, aber oft machen Zulassungsbeschränkungen schnell einen Strich durch die Rechnung. Denn wo keine Neuzulassung zu bekommen ist, kann auch keine Praxis neu gegründet werden. So ist es kaum verwunderlich, dass gerade einmal 4,7 Prozent der Existenzgründungen in Form einer Einzelpraxisneugründung durchgeführt werden.
Kooperation verspricht Synergieeffekte
Seit einigen Jahren ist bei den Hausärzten jedoch auch ein Trend zur Kooperation zu beobachten: Insgesamt entscheiden sich 40,9 Prozent der Hausärzte, die sich neu niederlassen, für eine Kooperation. "Die Vorteile einer Kooperation - wie auch immer sie ausgestaltet ist - liegen auf der Hand", erklärt Zehnich. "Es gibt viele Synergieeffekte wie z.B. einfachere Vertretungsregelungen oder die gemeinsame Gerätenutzung. Auch der fachliche Austausch mit Kollegen spielt eine große Rolle bei der Entscheidung für die Kooperation." Ob die Kooperation die Einzelpraxis als beliebteste Praxisform mit der Zeit ablösen wird, bleibt abzuwarten.
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