Welche Lerngruppe passt zu mir?
Dr. Susanne Frölich-Steffen ist Dozentin an der LMU in München und freiberufliche Didaktik- und Rhetorik-Trainerin. In ihren Seminaren vermittelt sie u.a. alternative Lern- und Prüfungstechniken. Wir haben die Politikwissenschaftlerin nach den Kriterien für die richtige Wahl einer Lerngruppe befragt.
Frau Dr. Frölich-Steffen, wie lokalisiere ich Kommilitonen, die an einer Lerngruppe interessiert sind?
Ich würde in Vorlesungen nach Leuten Ausschau halten, die mir sympathisch sind und die Interesse am Lernstoff haben.
Und wie erkenne ich, dass jemand Spaß am Unterricht hat?
Am besten achtet man darauf, ob jemand abgelenkt ist und gerne mit seinem Handy spielt oder aufpasst und mitschreibt. Von diesen Verhaltensweisen kann man einiges ableiten, was auf das Lernmuster einer Person hindeutet.
Kann ich auch mit Freunden eine Lerngruppe bilden?
Freunde sind immer eine gute Wahl. Denn es ist wichtig, dass sich die Teilnehmer einer Lerngruppe auch sympathisch sind. Allerdings verlangt die Konstellation viel Disziplin. Man sollte während der Lernzeit nicht in private Erzählungen abdriften.
Aus wie vielen Partnern sollte eine Lerngruppe bestehen?
Die Größe der Gruppe ist ein entscheidender Faktor. Ich empfehle maximal drei bis vier Personen. Was darüber hinausgeht, wäre zu komplex und nicht sinnvoll. Einzelne Teilnehmer könnten sich ausklinken oder es bilden sich Untergruppen.
Jemand, der einem anderen dauernd ‚Nachhilfe’ geben muss, wird schnell genervt sein.
Was ist bei der Zusammenstellung eines wissbegierigen Dream-Teams noch zu beachten?
Hier gibt es drei wesentliche Punkte: Erstens sollten die Teilnehmer ein ähnliches Lernziel verfolgen. Jemand, der mit minimalem Aufwand das Maximale erreichen möchte, passt nicht zu jemandem, der langfristig Wissen aufbauen möchte. Zweitens sollten sich die Partner einig sein, zu welchen Terminen sie einen bestimmten Lernstoff durchgearbeitet haben wollen. Dafür ist es nützlich, gleich zu Beginn einen Lernplan aufzustellen. Drittens sollten sie ähnliche Lernvoraussetzungen haben, also einen vergleichbaren oder einen sich gut ergänzenden Wissensstand haben. Jemand, der einem anderen dauernd ‚Nachhilfe’ geben muss, wird schnell genervt sein.
An welchem Ort sollte sich die Lerngruppe treffen?
Der Ort ist eigentlich egal. Wichtig ist, dass die Partner zwischen ‚privat’ und ‚lernen’ unterscheiden können. Wenn erst einmal Pizza bestellt und stundenlang gequatscht wird, ist das nicht zielführend. Lieber Pausen festlegen und danach weiterarbeiten.
Wie füllt man die Pausen am besten aus?
Nach 90 Minuten konzentrierter Arbeitsphase ist ein bisschen Bewegung der beste Müdigkeitskiller. Einmal um den Block gehen oder eine Runde Tischtennis spielen hilft, den Kreislauf wieder fit zu machen und die Aufmerksamkeit zu zentrieren.
Zu guter Letzt verraten Sie uns bitte noch eine besondere Lerntechnik.
In meinen Seminaren empfehle ich, die private Umgebung zu nutzen, um Lerninhalte an Orten abzulegen, die ich viel nutze. Zum Beispiel an der Kaffeemaschine. Dort könnte ich Formeln in Sichthöhe anbringen. Im Vorbeigehen erhalte ich so kurze Lernimpulse und merke mir die biochemischen Strukturen durch ständige indirekte Wiederholung.