Welche Versicherungen brauchst du wirklich?

  • Leben & Finanzen
  • 21.12.2018

„Eine Versicherung ist etwas, was man eigentlich nie brauchen müssen möchte, weil man sie immer brauchen tun könnte“, sagte einst der bayerische Schriftstelle Karl Valentin. Wie recht er hat – man mag sich zum Teufel nicht mit diesem Versicherungskram auseinandersetzen, ahnt aber, dass man es sollte. Bislang war das Thema Policen ja komfortabel bei den Eltern aufgehoben. Doch jetzt im Studium bist du selbst gefordert. Was also sind die Must have-Versicherungen für Studierende? Scrubsmag hat beim Bund der Versicherten e. V. (BdV) nachgefragt.

Am besten gehst du bei der Auswahl nach dem „GAU-Prinzip“ vor. Das bedeutet: Der „größte anzunehmende Unfall“ sollte in jedem Fall abgesichert sein. Dazu zählen alle Risiken, die für dich oder deine Angehörigen existenzbedrohend sein können: Tod, Invalidität, finanzieller Ruin. „Bei allen anderen Risiken gilt es, individuell zu überlegen, ob man einen Schaden zur Not selbst begleichen könnte beziehungsweise wie wichtig einem im Ernstfall der Ausgleich des Schadens überhaupt wäre“, sagt Bianca Boss vom BdV. Studierende haben in der Regel kein üppiges Budget. Umso wichtiger ist es, die richtigen Prioritäten zu setzen.

Wenn du zuletzt in einer gesetzlichen Kasse kostenlos bei deinen Eltern familienversichert warst, kannst du das auch noch bis zum 25. Geburtstag bleiben. Ältere Studenten müssen dagegen in die studentische Krankenversicherung einsteigen. Dort kannst du dich bis zum Abschluss des 14. Fachsemesters, längstens jedoch bis zum 30. Geburtstag versichern. Aus der Familienversicherung müssen Studenten auch raus, wenn sie neben dem Studium zu viel verdienen – etwa bei einem Job, der mehr als zwanzig Stunden wöchentlich im Semester umfasst. Pflichtpraktika während des Studiums dagegen sind in der Regel kein Problem. Auf Nummer sicher gehst du, wenn du vor Jobantritt direkt bei deiner Krankenkasse nachfragst.

Studenten, die sich privat versichern möchten, müssen sich binnen drei Monaten nach der Einschreibung von der Versicherungspflicht befreien lassen. Dabei aber bitte bedenken: Wenn du dich einmal für die private Krankenversicherung im Studium entschieden hast, kannst du während der gesamten Studienzeit nicht mehr zurück in die gesetzliche.

Übrigens: Wenn du viel reist oder planst, einen Teil des Studiums im Ausland zu verbringen, gehört auf jeden Fall eine zusätzliche Auslandsreisekrankenversicherung ins Basispaket. Die Beiträge beginnen ab circa zehn Euro im Monat. Über die apoBank bekommen angehende Heilberufler diese Versicherung kostenlos.

Diese Police gehört zu den Versicherungsbasics. Sie gleicht Schäden aus, die entstehen, wenn du fremdes Eigentum beschädigst oder versehentlich jemanden verletzt. Du solltest aber erst prüfen, ob du noch über die Familienpolice deiner Eltern abgesichert bist. „Die Versicherer handhaben diese Frage sehr unterschiedlich“, sagt Bianca Boss. Einige werfen die Kinder ab einem bestimmten Alter raus (meist 25), andere stellen auf den Wohnsitz ab oder kombinieren beide Kriterien. In der Regel gilt aber: Lebst du in einer eigenen Wohnung und hast auch keinen ersten Wohnsitz mehr bei den Eltern, musst du dich selbst versichern. Eine Single-Police ist schon für 30 bis 40 Euro im Jahr zu bekommen.

Wer noch Geld im Monat übrig hat, kann über eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) nachdenken. Denn Studierende, die durch Krankheit oder Unfall nicht mehr in der Lage sind zu arbeiten, erhalten meist keine gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Die BU sichert dann den eigenen Lebensunterhalt. Allerdings musst du dir die Versicherungsbedingungen vorher genau anschauen. „Nur wenn eine positive Studenten-Klausel im Vertrag enthalten ist, zahlt die Versicherung auch, wenn man aus gesundheitlichen Gründen die Fähigkeit verliert, das Studium fortzuführen oder das mit dem Studium angestrebte Berufsbild nicht erreichen kann“, erklärt Expertin Boss. In so einer Klausel sollte zum Beispiel explizit stehen, dass die Versicherung den Beruf berücksichtigt, den man nach erfolgreichem Studium ausüben würde.  

Generell gilt: Je jünger und gesünder du bist, desto günstiger ist der Schutz. Studierende können sich in der Regel für eine Rente von maximal 1000 Euro versichern. Die Beiträge für diesen Schutz sind allerdings nicht ohne. Sie beginnen bei circa 30 Euro im Monat. Wem diese Police im Studium noch zu kostspielig ist, der sollte auf alle Fälle im ersten Job darüber nachdenken.

Auch das ist ein Kandidat, falls noch Geld übrig ist. Vor allem, wenn du zum Beispiel gefährliche Hobbies hast. Anders als die BU springt diese Police nicht auch bei Krankheiten, sondern nur bei Unfällen ein. „Dafür leistet sie aber bereits ab einem Invaliditätsgrad von 1 Prozent“, sagt Bianca Boss. Wie hoch dieser Grad ist, richtet sich nach der so genannten Gliedertaxe. Der Verlust des kleinen Zehs etwa läge bei zwei Prozent, führt der Unfall dazu, dass jemand auf einem Auge blind wird, liegt der Invaliditätsgrad bei 50 Prozent.

Die Unfallversicherung zahlt in der Regel keine feste Rente, sondern eine vertraglich vereinbarte Invaliditätssumme. Wer zusätzlich eine Progression vereinbart, kann die Auszahlungen je nach Invaliditätsgrad steigern. Vor Abschluss musst du die Angebote und Tarife gut vergleichen. Auch die Beiträge variieren sehr stark.
 

Auch hier solltest du als erstes klären, ob der Hausrat im Wohnheim oder Studentenzimmer bereits über einen bestehenden Vertrag deiner Eltern mitversichert ist. Wenn nicht, musst du abwägen: Der Abschluss einer eigenen Hausratversicherung lohnt sich meist nur, wenn du teure Möbel hast oder ein kostspieliges Fahrrad.

Apropros Fahrrad: Das gehört generell zum geschützten Hausrat, wenn es sich in der Wohnung befindet oder in abgeschlossenen Garagen oder Fahrradkellern. Steht es vor der Haustür, einem Café oder an der Uni angekettet, muss die Police eine extra Fahrradklausel haben. Gute Policen verzichten dabei auf die sogenannte Nachtzeitklausel und zahlen auch, wenn das Rad zwischen 22 und 6 Uhr gestohlen wurde.

Dein Rad ist eine echte Wertanlage? Dann solltest du vielleicht sogar über eine Fahrradversicherung nachdenken. Die ersetzt im Ernstfall oft mehr als die Hausrat und leistet auch, wenn das Rad bei einem Unfall beschädigt wird.

Wenn du ein eigenes Auto hast, kommst du um diese Police nicht herum – sie ist Pflicht. Für Fahranfänger ist die eigene Police allerdings meist sehr teuer. Günstiger fährst du, wenn du das Fahrzeug bei der Versicherungsgesellschaft deiner Eltern anmeldest oder sie es gleich als ihren Zweitwagen  mitversichern lassen. „Ob sich darüber hinaus eine Teil- oder Vollkaskoversicherung lohnt, hängt immer vom Alter beziehungsweise vom Zeitwert des Wagens ab“, sagt Bianca Boss. Als magische Grenze gilt bei vielen Autofahrern ein Fahrzeugwert von 4.000 Euro.